Sie wollen das nicht kaufen, das ist zu teuer!

Seit gestern habe ich zwei CO2 Flaschen für meinen Trinkwassersprudler. Beweis:

View this post on Instagram

ZWEI!

A post shared by Thies C. Arntzen (@thieso2) on

Das war gar nicht so einfach: Nachdem meine letzte Flasche irgendwann Anfang letzter Woche das “Gasen” aufgab war klar, dass ich eine neue Flasche brauche. Chacka, das sollte ja einfach sein -> Einfach leere Flasche gegen Zuzahlung von 7,99 gegen eine volle umtauschen. Umtauschen kann ich sie jedoch nur, wenn ich sie auch dabei habe war die Erfahrung, die ich am Montag machte. Dienstag  hatte ich dann keine Zeit und seit Mittwoch  habe ich die leere Flasche bis Samstag in meinem Auto spazieren gefahren, was ihr sicher gut gefallen hat. Am Mittwoch hatte ich versucht zu tauschen, aber REWE hatte keine Tausch-Flaschen da.

Immer klarer wurde mir, dass ich hier scheinbar ein prinzipielles Problem der Zivilisation im allgemeinen oder zumindest im speziellen ein Problem zwischen mir und der Zivilisation aufgedeckt hatte: Der Samstag kam und ich trank mein Wasser immer noch ungesprudelt. Das konnte so nicht weiter gehen. Die Entscheidung, immer eine Ersatzflasche im Hause zu haben, hatte ich schon vor einiger Zeit getroffen, doch beim letzten Flaschentausch war ich von der Verkäuferin belehrt worden, dass sie diese Flaschen nur tauschen aber auf keinen Fall Ersatzflaschen verkaufen könnte.

Keine Flasche, keine Ersatzflasche und es war Samstag. Bei REWE gab es wieder keine vollen Flaschen und der Fachverkäufer in der Getränkeabteilung erzählte mir irgendeine Geschichte von der Post und dass es zur Zeit “schwierig” sei.  Der Getränkemarkt bei Penny gab mir den Tip es bei TOOM zu versuchen und -voila- Treffer: An der Kasse saßen zwei Frauen, bedient wurde ich von A.

Ich: Kann ich hier meine Flasche umtauschen?

A: Ja, klar – kostet 7,99

Ich: Toll! OK! Kann ich bei Ihnen auch eine zusätzliche Ersatzflasche bekommen.

A (zu B): Kann er auch eine Ersatzflasche kaufen?

B (zu mir): Ja, aber das wollen sie nicht! Die ist viel zu teuer und das Geld bekommen sie nie wieder.

Ich zahlte meine 7,99 und verliess verdattert den Laden. Draussen erzählte ich meinem Bruder, was geschehen war und konnte es nicht fassen, dass ich -ohne Widerrede- gegangen war. Ich wurde ausgelacht – verdienterweise.

Also machte ich einen zweiten Anlauf und stellte mich wieder an. B war nun vorne.

Ich: Ich hätte dann trotzdem gerne eine Ersatzflasche für zuhause.

B: Nein, das wollen sie sicher nicht. Die ist viel zu teuer!

Ich (den Impuls spührend einfach wieder zu gehen): Doch wirklich! Ich habe jetzt schon drei Geschäfte abgefahren und keines hatte volle Flaschen.

B: Wir hier bei TOOM haben die immer!

Ich (verunsichert, nach Argumenten suchend): Ich möchte einfach eine zuhause haben, vielleicht ist meine ja alle wenn sie grade zu-haben!

B: Nein, das ist zu teuer! Sie kennen doch sicher jemanden, der auch SodaClub hat und seine Maschine nicht mehr benutzt. Fragen sie den nach seiner Flasche.

Ich (zu mir selber und lautlos): Sei stark – du gehst hier nicht ohne Flasche raus!

Ich (kleinlaut, zu B): Ich bin mir ganz sicher, dass ich eine Flasche kaufen möchte. Würden Sie mir bitte eine verkaufen?

B hat dann mit einem Kopfschütteln aufgegeben. Ich habe ich 23€ gelatzt, nochmal 7,99 für die Füllung und gelernt wie leicht ich zu manipulieren bin.

 

Advertisement

Bin ich jetzt groß? (part 1)

Papa, Du sagst doch immer, dass ich schon groß bin?

Mmm, ja..

Darf ich dann jetzt FEUER?

 

Joshua war wohl drei oder vier als dieses Gespräch stattfand. Und – nein – Feuer durfte er damals noch nicht. Heute ist er fast so groß wie ich und trägt Schuhe Größe 45. Doch erwachsen, erwachsen ist er noch lange nicht. Feuer darf er mittlerweile und auch sonst vieles mehr. Und “mein Kleiner” wird er trotzdem immer bleiben. Heute und für alle Zeit.

Als ich am Anfang der Pubertät stand konnte ich es kaum erwarten groß zu sein, wollte erwachsen wirken und von “den Großen” als einer von ihnen anerkannt werden. Wollte mir nichts mehr sagen lassen, auf eigenen Beinen stehen. Aufgeschaut habe ich zu meinen Elterrn, den Eltern meiner Freunde, allen Erwachsenen. Heute kann ich gar nicht mehr genau sagen, wie ich damals erwachsen definiert habe. Eine wirkliche Definition gab es nie. Nur erkennen konnte ich einen Erwachsenen sofort. Vielleicht weil ich mich sofort ein bisschen kleiner fühlte, vielleicht weil wir damals die Großen noch siezten? Eines war für mich ganz sicher: Irgendwann werde auch ich erwachsen sein. Das lässt sich nicht verhindern, das ist der Gang der Welt. Und dann werde ich so sein wie die anderen Erwachsenen und alle nicht-Erwachsenen werden mir gegenüber das mir wohlgekannte Gefühl haben.

Gewartet habe ich. Drauf, dass es passiert. Vielleicht im Schlaf? Vielleicht würde es wie der Stimmbruch in Etappen kommen. Aber kommen würde es, das war sicher. Alle meine Freunde waren Kinder, alle Großen waren erwachsen. Es musste einen Übergang geben.

Doch groß oder klein, was wollte ich lieber sein? Schoko oder Vanille, woher sollte ich es wissen bevor ich Beides probiert hatte?

(Fortsetzung folgt)

Pflaster

tl;dr – Auf Wunden, die nicht von selber heilen gehört kein Pflaster, basta!

Wofür gibt es eigentlich Pflaster? Meine Tochter ist der Überzeugung, dass ihr blauer Fleck umso weniger wehtut je mehr Pflaster sie drauf klebt. Für mich benutze ich Pflaster eigentlich nur, wenn ich mich geschnitten habe und nicht alles vollbluten will. Letztendlich hat das Hansaplast Pflaster nur zwei Aufgaben: Eine Verletzung so zu schützen, dass die geschützte Haut heilen kann oder die Umwelt davor zu schützen, was so alles aus einer Verletzung austreten kann.

Über diese Pflaster denke ich und grade nicht nach. Mir geht es um die emotionellen und strukturellen Pflaster, die wir in unseren Leben benutzen um Dinge wie mit Gaffer-Tape zusammenzuhalten oder um Dinge zu verbergen und einen heilen Anschein zu erzeugen. Die Pflaster, die wenn sie entfernt werden keine Heilung zutage bringen sondern Chaos oder Schmerz oder Scham. Halt Dinge, die nicht unter Pflastern heilen sondern zu eitern beginnen oder nur kosmetisch verdeckt sind. Beispiele für solche Pflaster sind:

* Der zu spät zum Projekt gerufene “Spezialist”, der alles richten soll und letztendlich nur versagen kann.
* Die nicht übernommene Verantwortung bei der ich jetzt schon weiss, dass es nicht funktionieren wird.
* Das nicht geführte Gespräch, dass ja ‘eh nix bringt. (Alles was sich mit “Gute Miene zu bösem Spiel” beschreiben lässt.)
* Die zuhause nicht gezeigte schlechte Schulnote, die dann doch rauskommt
* Die unangenehme Erinnerung, die ich als vergessen deklariere.
* Die Beichte, die ich mir verkneife – weil ich ja niemanden wehtun möchte.
* Das Geld, dass ich zu Weihnachten für den guten Zweck spende.

Für den Moment habe ich die Welt gerettet! Ich habe entschieden – entweder “nix” zu tun oder in Aktionismus überzugehen. Doch beides ist nicht authentisch und beides wird mein Problem nicht wirklich lösen – und das weiss ich. Dennoch ist das schlechte Gefühl für den Moment abgewandt. Mit Pflaster fühl’ ich mich stark. Für den Moment tut es nicht mehr weh.

Leider fallen diese Pflaster nicht wie Hansaplast irgendwann von selber ab, sondern mit Wille und Disziplin kleben sie ein Leben lang. Und wir vergessen sie. Und sind sogar froh darüber. Und auch unsere Eltern tragen solche Pflaster und unsere Freunde sowieso. Und werden wir darauf hingewiesen? Mehr Schminke drauf und gut -oder- “Och, das ist doch nur vorübergehend”.

Doch, wie schon meine Mutter wusste: An Wunden muss zur Heilung Luft. Und Pflaster wollen regelmäßig gewechselt werden und dabei überprüfe man den Heilungsprozess. Und wir es nicht heil, dann hilft das Pflaster nicht! Heilung bedeutet dass wir ein großes durch ein kleines Pflaster ersetzten. Und ein noch kleineres. In der letzten Phase brauchen wir dann gar kein Pflaster mehr, sondern nur ein wenig Vorsicht.