Bin ich jetzt groß? (part 1)

Papa, Du sagst doch immer, dass ich schon groß bin?

Mmm, ja..

Darf ich dann jetzt FEUER?

 

Joshua war wohl drei oder vier als dieses Gespräch stattfand. Und – nein – Feuer durfte er damals noch nicht. Heute ist er fast so groß wie ich und trägt Schuhe Größe 45. Doch erwachsen, erwachsen ist er noch lange nicht. Feuer darf er mittlerweile und auch sonst vieles mehr. Und “mein Kleiner” wird er trotzdem immer bleiben. Heute und für alle Zeit.

Als ich am Anfang der Pubertät stand konnte ich es kaum erwarten groß zu sein, wollte erwachsen wirken und von “den Großen” als einer von ihnen anerkannt werden. Wollte mir nichts mehr sagen lassen, auf eigenen Beinen stehen. Aufgeschaut habe ich zu meinen Elterrn, den Eltern meiner Freunde, allen Erwachsenen. Heute kann ich gar nicht mehr genau sagen, wie ich damals erwachsen definiert habe. Eine wirkliche Definition gab es nie. Nur erkennen konnte ich einen Erwachsenen sofort. Vielleicht weil ich mich sofort ein bisschen kleiner fühlte, vielleicht weil wir damals die Großen noch siezten? Eines war für mich ganz sicher: Irgendwann werde auch ich erwachsen sein. Das lässt sich nicht verhindern, das ist der Gang der Welt. Und dann werde ich so sein wie die anderen Erwachsenen und alle nicht-Erwachsenen werden mir gegenüber das mir wohlgekannte Gefühl haben.

Gewartet habe ich. Drauf, dass es passiert. Vielleicht im Schlaf? Vielleicht würde es wie der Stimmbruch in Etappen kommen. Aber kommen würde es, das war sicher. Alle meine Freunde waren Kinder, alle Großen waren erwachsen. Es musste einen Übergang geben.

Doch groß oder klein, was wollte ich lieber sein? Schoko oder Vanille, woher sollte ich es wissen bevor ich Beides probiert hatte?

(Fortsetzung folgt)

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Sonntags gibt es Kekse

“Normalerweise bin ich Sonntags bei meiner Mutter zum Kaffee eingeladen, und da gibt es dann Kekse!”, sagte Dennis und fuhr fort: “Und deshalb dürfen wir jetzt hier diese Kekse essen”. Ich war 19 oder 20 und Dennis mein erster richtiger Vorgesetzter. Dennis hatte mir erst einen Praktikumsplatz bei “P.INK software engineering” verschafft und nach einigen Monaten unterschrieb ich meinen ersten Arbeitsvertrag. Mein Gehalt betrug sensationelle 3000DM und ich entwickelte Software auf dem Macintosh.

Kekse waren bei P.INK für die wichtigen Business-Meetings und nicht die zuckersüchtigen Programmierer reserviert. Und peinlich war, wenn im entscheidenden Augenblick eben jene alle waren. Hier kommt Sabine ins Spiel – Als Sekretärin und guter Geist war eine ihrer Aufgaben eben jene Kekse vor den Programmieren zu verteidigen. Nun begab es sich zu der Zeit, dass Dennis und ich so viel Spass am “Überstunden ohne Bezahlung” machen hatten, dass wir uns jeden Samstag und jeden Sonntag im Büro zum Arbeiten getroffen haben. Andreas (Gründer und Chef von P.INK) fand das sicher toll.

Und immer am Wochenende haben wir Kekse gegessen. Weil. Und als Sabine die Kekse besser versteckte haben wir sie gesucht und gefunden. Und sie versteckte die Kekse noch besser – und wir fanden und verspeisten sie (die Kekse). Das ging so eine ganze Weile.

Dann, eines Montags morgens kam ich ins Büro und Sabine fragte mich beiläufig, ob wir ihren Schrank aufgebrochen hätten. Und, dass sie hier gar keine Kekse versteckt hätte. Ich verneinte – Sie rief die Polizei. Der wahre Einbrecher wurde mit der Portokasse wenig später dingfest gemacht. Darauf wurde ein ‘richtiger’ Safe angeschafft und alles Wertvolle sowie die Kekse in eben jenem verwahrt.

Also keine Kekse mehr für uns am Sonntag.

Im nächsten Jahr zog Dennis weiter und ein wenig später wurde ich sein Partner bei Digital Collections. Sonntags haben wir auch hier gearbeitet. Nur die Kekse, die haben wir ab dann selber bezahlt.