Auch den zweiten Stein werfe ich nicht -oder- Wer bist du, wenn jemand einen Fehler macht?

Was ist passiert?

Ein Mann verkauft auf der Straße einen Print von einem Foto, dass er gar nicht selber gemacht hat. Und durch einen Zufall findet die Frau (eine Freundin von mir), die das Foto wirklich gemacht hat dieses heraus. Scheinbar hat er das Bild bei Instagram gefunden und es  -ohne zu Fragen- und auch -ohne die Urheberschaft anzuerkennen- zum Verkauf angeboten. Darauf angesprochen streitet er zu alle dem noch ab, dass er ein Dieb (vielmehr Urheberrechts-Verletzer) ist.

Und dann…

Meine Freundin schildert die Geschichte auf Facebook und fragt „ob das so erlaubt ist?”

Nun wird darüber diskutiert, ob man dieser Person „auf’s Dach steigen“ sollte, oder den „Anwalt einschaltet” oder doch lieber gleich „Platt-machen“. Man sollte alleine schon aus „Prinzip“ handeln. Die Reaktion des Täters wird „freche und bewusste Lüge“ genannt. Von „Diebstahl“ und „Betrug“ ist die Rede und davon, dass er „konfrontiert“ werden sollte.

Ich bin kein Anwalt und die richtige Antwort ihre ist vermutlich „Nein, das ist nicht erlaubt“. Hier bin ich mir nicht ganz sicher. Und in Wirklichkeit das auch egal.

Alle intelligenten Menschen wissen, dass man keine Bilder aus dem Web einfach so benutzen darf. Und alle vernünftigen Menschen gestehen einen gemachten Fehler sofort ein, wenn man sie nur darauf hinweist. Alle klugen Menschen machen jeden Fehler maximal nur einmal in ihrem Leben.

So beurteilt bin ich weder intelligent (ich habe schon Musik aus dem Netz geladen) noch vernünftig (ich habe schon gelogen um mich aus einer unangenehmen Situation zu winden) noch klug (Beispiele hätte ich genug).

Ich kenne den Mann nicht, ich kenne seine Beweggründe nicht. Und ich will hier mit keinem Wort seine Tat unterstützen oder gar rechtfertigen. Und ich kann gut verstehen, dass meine Freundin sich bestohlen fühlt.

Nur – Die Menschen, die nach Vergeltung und nach Gerechtigkeit rufen möchte ich dazu einladen, dass es auch die Möglichkeit gibt zu Vergeben. Sich nicht als Opfer zu fühlen und so vielleicht ein Durchbruch für sich selber zu haben und ein Beitrag für den anderen Menschen zu sein. Ich habe gehört, dass man Hunde stubenrein macht indem man sie mit der Nase in ihren (in der Wohnung gemachten) Haufen drückt. Scheinbar glauben wir immer noch, dass man auch Menschen so dressieren -ääh- erziehen kann.

Ich habe einen Freund, der in Mecklenburg Chefarzt in einer Psychiatrie ist und davon erzählt, dass die Menschen immer noch mit der Stasi-Vergangenheit umgehen. Kinder von Stasi-Eltern, Kinder von Opfer-Eltern. In der 2. und 3. Generation. Er selber hat ein Projekt gestartet, dass für Vergebung zwischen Menschen wirbt. Nur Menschen wollen lieber in Hass und Rechthaberei leben (und auch sterben) als zu vergeben. Und das fängt schon beim Urheberrecht an.

„Ohne Vergebung kann es keine Zukunft in der Beziehung zwischen Individuen oder zwischen Nationen geben.“ – Desmond Tutu

Meine Frage an Dich: Wer bist du, oder vielmehr zu wem wirst du, wenn jemand einen Fehler macht?

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Free Hugs

Frei übersetzt “Von dieser Person kannst du dich kostenlos umarmen lassen”. Auf der #FUSION traf ich jemanden mit einem “FREE HUGS” Schild und liess mich umarmen…

Umarmt werden ist toll. Jemanden umarmen ist auch toll. Und am tollersten ist es wenn beides gleichzeitig passiert. Nur wir geht das? Woher weiss ich, dass mich jemand umarmen möchte? Woran erkenne ich, ob jemand von mir umarmt werden möchte?

In bestimmten Kulturen gibt es das “Küsschen links, Küsschen rechts” oder auch den dicken “Schmatzer” wie hier dargestellt:

 

Bundesarchiv, B 145 Bild-F088809-0038 / Thurn, Joachim F. / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)%5D, via Wikimedia Commons
Hier lässt sich jede(r) von jede(r)m küssen und das heisst eigentlich gar nix. Höchstens, dass wir das gleiche Program im TV empfangen und vielleicht in der gleichen Supermarkt-Kette einkaufen. Am ehesten zu vergleichen sind diese Rituale mit dem “sich gegenseitig am Hinterteil-Riechen” unserer vierbeinigen Lebensbegleiter. Und auch das sich kreuzweise und reihenweise Umarmen beim Aufeinandertreffen von Homo-Sapiens die sich schon mehr als einmal trafen oder von denen sich einige schon besser kennen würde ich noch als Ritual bezeichnen. Bei jungen Männchen unserer Gesellschaft scheint sich als Ritual das “Faust gegen Faust” als Zeichen des  Respekts etabliert zu haben.

Rituale, Rituale… Und ich mache mit. Ich passe mich an. Und manchmal warte ich, wie du mich gerne begrüßen möchtest. Manchmal strecke ich die Hand aus, und so manche(r) ist schon ungewollte von mir umarmt worden. So ist das mit dem “Gut-Dastehen”. Bloß nix falsch machen, bloß keinen Schritt zu weit gehen.

Für mich ist das sich Umarmen ein Ausdruck von Freude. Freude, dich zu treffen – Freude, dir zu zeigen dass es mir gut geht und Freude darüber was für ein schöner Tag ist. Und vor Allem: Freude darüber zeigen zu dürfen, dass ich mich freue!

Grade muss ich an “Die kleinen Leute von Swabedoo” (<- jetzt lesen, wer es noch nicht kennt – die Geschichte ist WIRKLICH nicht lang) denken , die – immer wenn sie jemanden trafen – sich gegenseitig ein kleines weiches Fellchen schenkten. Bis zu dem Tag, an dem ein großer, grüner Kobold sie darauf hinwies, dass sie vielleicht eines Tages gar keine kleinen Fellchen mehr haben, wenn sie sie immer so großzugüg verschenken. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf… (Spätestens jetzt solltest du die Geschichte der Swabedoos gelesen haben!)

Und hier ist die gute Nachricht: Freude und Umarmungen sind unerschöpflich. Und wachsen schneller nach als man zusehen kann. Sprich: Man kann sie nicht verschwenden, das Gegenteil ist der Fall: Behält ein Mensch seine Freude, seine Umarmungen und sein Bedürfnis nach Umarmungen für sich – dann kann es zu Gefühlsverstopfungen kommen. Und das ist doof.

 

Was würdest du tun wenn die Strafe vor der Tat käme?

Ich esse gerne Schnitzel. Mit Pommes. Auch ohne Salat. Und danach geht es mit meistens schlecht. Nicht wirklich schlecht sondern anders… Schnitzelkoma nennt man diesen Zustand, in dem ich mich überfressen, langsam, müde und unproduktiv fühle. Nach einem leckeren Besuch zum Lunch im Hatari kann ich meistens erst zum Abend hin wieder klare Gedanken fassen und auch der wirkliche Spass am Leben ist dann meist nicht mehr fern. Meine Gleichung sieht dann ungefähr so aus: 15 Minuten Vorfreude +plus+ 30 Minuten Performance-Essen ~ergibt~ 180 Minuten unproduktives Vor-sich-hin-Vegetieren. Interessant?

Es geht noch besser:  Einen Abend “Party”: Fünf Gin-Tonic (Hendrick’s – natürlich) +plus+ ein,zwei oder drei Absacker +plus+ zuviele Zigaretten (denn wenn ich trinke darf ich auch rauchen, selbst als Nicht-Raucher) ~ergibt~ einen ganzen Tag Kopfschmerzen, zugezogene Vorhänge und schlechte Laune. Und ich bin noch relativ stolz darauf ganz gut “was abzukönnen” und am nächsten Tag nicht komplett in den Seilen zu hängen. Wie so manch andere(r).

Würde ich versuchen, einen Ausserirdischen zu erklären dass ich gerne Schnitzel esse und gerne einen Trinken gehe würde ich vermutlich scheitern. Spass mit Kopfschmerzen und leckeres Essen mit Magendrücken zu bezahlen macht – so betrachtet – überhaupt keinen Sinn, oder? Ich zahle doppelt! Einmal für das “Vergnügen” und einmal für das “Nachspiel”. Hmmm – Trotzdem schaffe ich es dennoch immer ganz gut das Vergnügen und das Nachspiel nicht direkt miteinander in Verbindung zu sehen und freue mich immer wieder auf’s Vergnügen.

Wie wäre es, wenn man die Reihenfolge ändern könnte? Also erst bezahlen und dann geniessen? Erst einen Tag leidend im Dunkeln verbringen und dann erst auf die Kacke hauen. Oder erst drei Stunden Mattigkeit ertragen und dann erst ein Schnitzel essen dürfen. Wie wäre das? Würde ich trotzdem … ? Vielleicht. Oder auch nicht –

Zum Glück gibt es diese Wahl nicht, denn gäbe es sie würde ich vielleicht auf den einen oder anderen “Spass” verzichten. Weil er mir zu teuer ist.

 

 

 

 

Ohne Kleingeld verlasse ich nicht das Haus…

…ohne es zu bereuen.

Früher – als ich noch geraucht habe – hatte ich immer kleines Geld in der Tasche um meinem kleinen Nikotin-Monster das Futter zu kaufen. Und das möchte ja bekanntlich nicht lange auf sein Futter warten.

Und eigentlich war ich ziemlich glücklich, nicht immer “Klimperer”  mit mir rumschleppen zu müssen und für die “Raschler” (die mir eh viel lieber sind) habe ich einen Geld-Clip. Mega-praktisch!

Und dann hatte ich irgendwann diesen Traum… Diesen Traum, in dem mich eine Person um ein wenig Geld bat. Ich weiss nicht mehr ob sie Frau oder Mann, obdachlos oder mittellos, klein oder groß, sauber oder abgerissen war. Woran ich mich erinnern kann ist, dass ich ihr nichts gab. Ich schaute nicht einmal nach, ob ich Geld dabei hatte. Vielleicht habe ich sie noch nichtmal beachtet. Oder so getan, als ob ich sie nicht sehen oder hören würde. Egal – bis zu diesem Traum war es in meinem Leben von meiner Stimmung abhängig gewesen, ob und wieviel ich Menschen auf der Straße gab. Seit diesem Traum ist es anders. Im Traum fing -nach diesem Ereignis- mein Leben an sich zu zersetzen. Fast wie im schlechten Film zerbrach meine Familie, ich verlor Job, Hab und Gut, und landete schliesslich im Knast. Ganz genau erinnere ich es nicht mehr aber es war MEGA-SCHEISSE!

Und so beschloss ich immer etwas zu geben, wenn ich gebeten werde. Immer, keine Ausnahme. Und sitz jemand auf der Straße und bettelt, dann gebe ich ihm auch was. Ich habe mir schon Kleingeld bei meiner Begleitung geliehen, habe etwas unsinniges gekauft (sind Süßigkeiten Unsinn?) um aus einem Schein Kleingeld zu machen und auch schon ganze Scheine gegeben. Letzte Woche bin ich erst zur Bank und dann zum Bäcker und dann 500 Meter mit’m Rad zurückgefahren, um von einem Obdachlosen ein Lächeln zu kaufen. Und immer wenn mein “ich hab jetzt kein Kleingeld”- oder “ich hab jetzt wirklich keine Zeit”- Ego versucht, jemanden auf der Strasse zu übersehen verschafft sich mein Gewissen sofort so viel Gehör, dass ich es dann doch irgendwie schaffe etwas zu geben. Und sollte ich wirklich irgendwann nicht mehr die zwei Minuten Zeit oder die zwei Euro haben? Vielleicht wäre das ja das Zeichen dafür, dass ich grade die Kontrolle über mein Leben verloren habe und mich auf dem Weg nach unten befinde?

Früher konnte ich sehen, wer wirklich bedürftig ist und wer nur zu faul zu arbeiten. Konnte sehen, wer viel Pech im Leben hatte und wer nur den bequemen Weg geht. Das dache ich zumindest – Ich arrogantes Arsch. Heute darf jeder, der mich um etwas bittet das sein, was er ist: Ein Bittsteller. Jemand, der grade weniger hat als ich. Jemand, dessen Geschichte ich nicht kenne und der von von meinen guten Ratschlägen nicht satt wird und sich von meinem Geld vermutlich keine Apple-Aktien kaufen will.

Meine Kinder kennen meine Macke und oft lasse ich sie “das Lächeln kaufen” – von meinem Geld. Und dann freuen sie sich, so wie ich mich über jedes Lächeln bei einem Fremden freue. Und das fühlt sich gut an. Und immer wenn mir etwas wundersames, gutes, unerwartetes von einem Fremden widerfährt weiss ich, dass eben jener Albtraum gar kein Albtraum war. Sondern ein kleiner Schubs des Schicksals um mich nicht blind werden zu lassen. Danke.

“Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennengelernt hat” – (Unbekannt)

Wie wäre eine Welt, in der Menschen sich aufeinander verlassen (können)?

Verabredet waren wir um 17:00 – gekommen bist du um 8 nach. Und ich war dir nicht böse… Du hattest noch zu tun und 15 Minuten Verspätung sind ja immer akzeptabel (nur nicht bei der Deutschen Bahn).

Ich wollte das bis Freitag erledigen. Und dann ist es doch der nächste Mittwoch geworden. Und du warst mir nicht böse, sondern dankbar, dass ich es überhaupt erledigt habe. Ausserdem nehm’ ich dir dein immer zu spät sein auch nicht krumm.

Worüber ich heute nicht schreiben möchte ist: Wie wichtig Pünktlichkeit ist. Oder das man seine To-Dos besser organisieren sollte.

Ich denke laut darüber nach, dass wir akzeptiert haben >unzuverlässig< zu sein. Das wir Zusagen geben im Wissen, sie nicht wirklich einhalten zu wollen oder zu können. Das wir Zusagen von Menschen annehmen, >ohne< sie wirklich ernst zu nehmen. Das es heute meist reicht es “versucht” zu haben und wir uns (und auch allen anderen) eigentlich alles Verzeihen, wenn die Ausrede nur glaubwürdig genug ist. Über Ausreden könnte ich ein Buch schreiben. Ich hatte sogar schon mal eine Ausreden iPhone-App erdacht – aber das führt grade zu weit. Übrigens bin ich überzeugt, dass wenn ich die Zusage eines Menschen nicht wirklich ernst nehmen ich -ganz automatisch- auch den Menschen nicht wirklich ernst nehme. Und das fühlt sich nicht gut an.

Versuchen und Scheitern kostet Kraft. Vielleicht nicht bei jedem, aber ich fühle mich immer ein kleines wenig schlecht, wenn ich mein Wort nicht gehalten habe. Und dazu brauche ich dich gar nicht… Es geht mir schon schlecht bevor ich dir meine Ausrede aufgetischt habe. Es geht mir auch schlecht wenn es gar nicht du warst, gegen den ich wortbrüchig war sondern ich selber. Und wenn ich zu spät komme, geht es mir nicht besser nur weil du noch später warst sondern ich fühle, dass ich dich -und- du mich nicht wirklich ehrst. Und das ist doof.

Dabei ist es ganz einfach: Ich ehre mein Wort! Unter allen Umständen. Und wenn mein Wort nicht halten kann, dann sage ich es: Ich entschuldige mich und gebe dann ein neues Wort. Und dann bin ich wieder ganz und unsere Integrität ist wieder da.

Wie wäre eine Welt, in der Menschen sich aufeinander verlassen können? 

Wie wäre eine Welt, in der Menschen sich aufeinander verlassen würden

Wie wäre eine Welt, in der Menschen sich aufeinander verlassen? 

Wann man ein Gespräch mit einem Lehrer abbrechen sollte

Ich habe in meinen Leben schon einige Schulen von innen gesehen. Selber war ich auf Grundschule und Gymnasium. Und die Kinder kommen zusammen -bis dato- auf 9 besuchte Schulen. Und Elterngespräche gab es auch schon zuhauf. (Oder hiessen die nicht Lehrergespräche?)

Ich selber kann mich aus meiner Schulzeit sowohl an tolle wie auch an schlechte Lehrer erinnern. Und eines hatten alle tollen Lehrer gemein: Sie haben irgend etwas in mir gesehen. Sie haben mich kritisiert um mir etwas beizubringen, mir “den rechten” Weg zu zeigen (was auch immer das sein mag). Und sie waren wohlwollend.

Meine Kinder sind etwas Besonderes. So wie alle Menschen etwas Besonderes sind. Und sie passen nicht immer in die selben Schubladen wie die meisten anderen Kinder. Das ist durchaus etwas, das ich aus meinem Leben kenne – anders zu sein. Anders angesehen zu werden, mich falsch zu fühlen.

Und ich kann mich an einige Gespräche erinnern, in denen Lehrer meiner Kinder mir (teilweise sogar in Anwesenheit des Kindes) erzählt haben, was so alles mit dem Kind nicht in Ordnung sei. Es malt den Kreis “falsch rum”, es ist ja so unordentlich. Und das Kind muss dies lernen und das lassen.  Und ich Ochse habe habe den Lehrer geglaubt – nicht immer, aber manchmal.

Heute weiss ich, dass Kritik nicht erzieht und Abwertung kein Leistungs-Anreiz schafft. Und heute weiss ich, wie ich testen kann, ob jemand auf der Seite meines Kindes ist oder nicht. Wenn der nächste Lehrer nur kritisiert und sich vor mir profiliert werde ich sie/ihn fragen: “Können sie mit bitte sagen, was sie an meinem Kind besonders toll finden?” – Und wenn der Lehrer darauf nicht gleich antworten kann weiss ich, dass mein Kind hier gar keine Chance hat. Und ich werde aufstehen, mich für das bisherige Gespräch bedanken und den Raum verlassen. (Und wenn es dann soweit ist, dann werde ich mir auch die nächsten Schritte überlegen)

Unsere Aufgabe ist es unsere Kinder groß zu sehen und groß zu hören. So wie wir selber gerne gesehen und gehört werden wollen. Und Lehrer, die ein Kind kritisieren ohne es je gelobt zu haben gehört die Luft rausgelassen.

Max, Joshua und Lola – Ihr seid genau so richtig, wie ihr seid! Und das nicht nur durch all die Erwachsenen in eurem Leben sondern manchmal auch trotz. Manchmal bereue ich nicht deutlich genug auf eurer Seite gestanden zu haben…

 

Meine Gefühle gehören mir …

… und ich alleine bin dafür verantwortlich. So – das zu schreiben ist ja mega-einfach. Und auch, dass das genauso für dich und alle anderen Menschen gilt macht ja so viel Sinn. Und dennoch macht meine kleine Stimme immer irgendwen für meine guten -und halt auch meine schlechten- Gefühle verantwortlich. Und – schlimmer noch – oft fühle ich mich verantwortlich deine Gefühle. Und dann darf ich meine Gefühle nicht haben, damit du deine nicht haben musst. Oder – noch schlimmer – erst zeige ich Gefühle um sie dann ganz schnell wieder einzupacken, weil ich ja nicht will, dass du X denkst oder wohlmöglich sogar verletzt bist – Buchstabensalat.

Besser noch: Ich habe zusätzlich gelernt mich zu beklagen. Über Eltern, Lehrer, Kollegen, Chefs (hatte ich nicht viele), Freunde, Kinder und Fremde (und sogar Programmiersprachen). “Du solltest anders sein!”, “Du bist schuld an …!”, “Warum hast Du das gemacht?” usw –  Die Anderen klagen ja auch. Um bemitleidet zu werden? Ihrem Ärger Raum zu geben? Klagen kann sich ja sooo toll anfühlen… Oder? Nur hat sich durch Klagen noch nie etwas zum Besseren entwickelt. Klagen ist klagen. Klagen heisst immer die Verantwortung für das eigene Leben nicht übernehmen, sondern etwas oder jemanden schuldig zu sprechen.

Und dennoch beklage ich mich. Weil du nicht so sein solltest. Oder die Welt nicht so sein sollte. Weil halt nicht immer alles perfekt ist. Manchmal tun Dinge weh, manchmal sind Situationen einfach zum weglaufen und manchmal habe auch ich einfach keinen Spass. Und dann bin ich kraftlos, sitze auf dem Beifahrersitz.

Und ich habe gelernt, dass es nichts nützt mich zu beklagen. Alles, was passiert passiert. Alles, was ich aufgrund meiner Vergangenheit einmal entschieden hab habe ich so entschieden. Und all diese Entscheidungen kann ich jederzeit neu treffen. Was der kleine Thies einmal entschieden hat muss seine Zukunft nicht bestimmen – er kann sich etwas neues erfinden. Und wenn ich nicht mehr klage, dann sitze ich auch wieder im Fahrersitz. Alles meine Entscheidung. Nur meine. 

Und die Fahrt geht weiter…

Und am allertollsten ist…

Ich bin begeisterungsfähig und das finde das toll. Mehr als einmal wurde ich schon Fanboy genannt – ob von Technologien, Produkten, Seminaren, Menschen etc. Ich finde einfach Tolles toll, und wenn ich etwas toll finde, dann rede ich halt drüber. Manchmal voreilig, manchmal unreflektiert und vielleicht manchmal auch (zu) laut. Manchmal ändere ich meine Meinung auch wieder und finde etwas Anderes toll, oder etwas toll-geglaubtes blöd. Manche Dinge werde ich vielleicht nie toll finden und dafür andere für immer. Toll, toll, toll, MEGA-TOLL!

Toll? Toll bedeutet für mich, dass ich ein gutes Gefühl bei etwas habe. Gefühl kommt von fühlen und nicht von wissen. (sonst hiesse es ja Ge-wissen;-) Und Gefühle sind immer Subjektiv und persönlich (zumindest ist das bei mir so). Manchmal weiss ich auch, warum ich etwas toll finde und manchmal halt auch nicht. Und dann habe ich früher immer an mir gezweifelt. Wie kann ich bitte etwas toll finden und das nicht gut begründen können? Hier prallen dann Kopf und Herz aufeinander. Früher gewann meist der Kopf – heute eigentlich immer das Herz.

Musst du toll finden, was ich toll finde? Neeiiinn! Und Orange muss auch nicht deine Lieblingsfarbe sein. Mein bleibt es trotzdem. Und weil das so ist kann ich dich toll finden, nicht trotzdem sondern grade weil.

Bin ich jetzt groß? (part 1)

Papa, Du sagst doch immer, dass ich schon groß bin?

Mmm, ja..

Darf ich dann jetzt FEUER?

 

Joshua war wohl drei oder vier als dieses Gespräch stattfand. Und – nein – Feuer durfte er damals noch nicht. Heute ist er fast so groß wie ich und trägt Schuhe Größe 45. Doch erwachsen, erwachsen ist er noch lange nicht. Feuer darf er mittlerweile und auch sonst vieles mehr. Und “mein Kleiner” wird er trotzdem immer bleiben. Heute und für alle Zeit.

Als ich am Anfang der Pubertät stand konnte ich es kaum erwarten groß zu sein, wollte erwachsen wirken und von “den Großen” als einer von ihnen anerkannt werden. Wollte mir nichts mehr sagen lassen, auf eigenen Beinen stehen. Aufgeschaut habe ich zu meinen Elterrn, den Eltern meiner Freunde, allen Erwachsenen. Heute kann ich gar nicht mehr genau sagen, wie ich damals erwachsen definiert habe. Eine wirkliche Definition gab es nie. Nur erkennen konnte ich einen Erwachsenen sofort. Vielleicht weil ich mich sofort ein bisschen kleiner fühlte, vielleicht weil wir damals die Großen noch siezten? Eines war für mich ganz sicher: Irgendwann werde auch ich erwachsen sein. Das lässt sich nicht verhindern, das ist der Gang der Welt. Und dann werde ich so sein wie die anderen Erwachsenen und alle nicht-Erwachsenen werden mir gegenüber das mir wohlgekannte Gefühl haben.

Gewartet habe ich. Drauf, dass es passiert. Vielleicht im Schlaf? Vielleicht würde es wie der Stimmbruch in Etappen kommen. Aber kommen würde es, das war sicher. Alle meine Freunde waren Kinder, alle Großen waren erwachsen. Es musste einen Übergang geben.

Doch groß oder klein, was wollte ich lieber sein? Schoko oder Vanille, woher sollte ich es wissen bevor ich Beides probiert hatte?

(Fortsetzung folgt)