Ersatzbeitrag

Der Beitrag “Warum ich erst wieder weinen kann seit ich erwachsen bin” muss leider entfallen, dafür lesen Sie heute “Warum ich mir das ‘Rocky’-Musical nicht entgehen lassen sollte”.

Mal wieder ist es Sonntag und mal wieder habe ich noch nix fertig geschrieben (oder gedacht?) – Heute aber mal egal…

Gestern hatten nicht nur meine Liebste und ich unseren ersten Jahrestag, sondern wir aßen auch Döner auf’m Kiez und besuchten eben jenes Musical. Die Karten hatten wir von meiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekommen, am ursprünglichen Termin hatte meine Herzdame aber schon was besseres vor (irgendwas wegen Social Media Week oder so) und die Karten für die gestrige Vorstellung habe ich am Freitag bei ebay Kleinanzeigen gefunden. Kurzfristig – so wie ich es mag.

Und hier die eigentliche Kritik:

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   MEGA! <- Absoluter Guckbefehl
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PS: Danke, Mutti!

 

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Pflaster

tl;dr – Auf Wunden, die nicht von selber heilen gehört kein Pflaster, basta!

Wofür gibt es eigentlich Pflaster? Meine Tochter ist der Überzeugung, dass ihr blauer Fleck umso weniger wehtut je mehr Pflaster sie drauf klebt. Für mich benutze ich Pflaster eigentlich nur, wenn ich mich geschnitten habe und nicht alles vollbluten will. Letztendlich hat das Hansaplast Pflaster nur zwei Aufgaben: Eine Verletzung so zu schützen, dass die geschützte Haut heilen kann oder die Umwelt davor zu schützen, was so alles aus einer Verletzung austreten kann.

Über diese Pflaster denke ich und grade nicht nach. Mir geht es um die emotionellen und strukturellen Pflaster, die wir in unseren Leben benutzen um Dinge wie mit Gaffer-Tape zusammenzuhalten oder um Dinge zu verbergen und einen heilen Anschein zu erzeugen. Die Pflaster, die wenn sie entfernt werden keine Heilung zutage bringen sondern Chaos oder Schmerz oder Scham. Halt Dinge, die nicht unter Pflastern heilen sondern zu eitern beginnen oder nur kosmetisch verdeckt sind. Beispiele für solche Pflaster sind:

* Der zu spät zum Projekt gerufene “Spezialist”, der alles richten soll und letztendlich nur versagen kann.
* Die nicht übernommene Verantwortung bei der ich jetzt schon weiss, dass es nicht funktionieren wird.
* Das nicht geführte Gespräch, dass ja ‘eh nix bringt. (Alles was sich mit “Gute Miene zu bösem Spiel” beschreiben lässt.)
* Die zuhause nicht gezeigte schlechte Schulnote, die dann doch rauskommt
* Die unangenehme Erinnerung, die ich als vergessen deklariere.
* Die Beichte, die ich mir verkneife – weil ich ja niemanden wehtun möchte.
* Das Geld, dass ich zu Weihnachten für den guten Zweck spende.

Für den Moment habe ich die Welt gerettet! Ich habe entschieden – entweder “nix” zu tun oder in Aktionismus überzugehen. Doch beides ist nicht authentisch und beides wird mein Problem nicht wirklich lösen – und das weiss ich. Dennoch ist das schlechte Gefühl für den Moment abgewandt. Mit Pflaster fühl’ ich mich stark. Für den Moment tut es nicht mehr weh.

Leider fallen diese Pflaster nicht wie Hansaplast irgendwann von selber ab, sondern mit Wille und Disziplin kleben sie ein Leben lang. Und wir vergessen sie. Und sind sogar froh darüber. Und auch unsere Eltern tragen solche Pflaster und unsere Freunde sowieso. Und werden wir darauf hingewiesen? Mehr Schminke drauf und gut -oder- “Och, das ist doch nur vorübergehend”.

Doch, wie schon meine Mutter wusste: An Wunden muss zur Heilung Luft. Und Pflaster wollen regelmäßig gewechselt werden und dabei überprüfe man den Heilungsprozess. Und wir es nicht heil, dann hilft das Pflaster nicht! Heilung bedeutet dass wir ein großes durch ein kleines Pflaster ersetzten. Und ein noch kleineres. In der letzten Phase brauchen wir dann gar kein Pflaster mehr, sondern nur ein wenig Vorsicht.